Future Skill Denken: Warum KI uns fordert

Die Schlagzeilen klingen dramatisch: „KI macht uns dumm.“ „Wir verlieren unsere Urteilskraft.“ Aber was steckt dahinter? Eine neue Studie liefert erstmals harte Daten dazu und eröffnet eine Debatte, die dringend geführt werden muss.

Die Studie: ChatGPT und das Denken

Im Juni 2025 veröffentlicht, zeigt die Untersuchung „Your Brain on ChatGPT“ eine deutliche Veränderung in der kognitiven Aktivität von Nutzer:innen, die regelmäßig mit Large Language Models arbeiten.

Verglichen wurden drei Gruppen: ganz ohne Hilfsmittel, mit Suchmaschine – und mit ChatGPT. Das Ergebnis:

  • Gehirnaktivität: Nutzer:innen von ChatGPT zeigten deutlich reduzierte Aktivierungsmuster (EEG).

  • Gedächtnis: Die Erinnerung an selbst Verfasstes war schwächer.

  • Verantwortungsgefühl: Das Empfinden, etwas Eigenes geschaffen zu haben, nahm signifikant ab.

Kurz: Wer sich dauerhaft auf KI verlässt, verliert an kognitiver Tiefe. Ein Effekt, den die Autor:innen als „Cognitive Debt“ bezeichnen.

Was ist kognitive Verschuldung?

Der Begriff beschreibt die langfristige Wirkung von Automatisierung auf unsere Denkfähigkeit: Wenn Tools für uns denken, schreiben, strukturieren und wir dadurch das eigene Training vernachlässigen.

Was zunächst wie Effizienzgewinn aussieht, wird zur Schuldenfalle: Unser mentaler Muskel verkümmert.

Und das hat Folgen für Lernen, Kommunikation, Kreativität und nicht zuletzt für Führung.

Was heißt das für Future Skills?

In meiner Arbeit mit Führungskräften, Kreativteams und Organisationen erlebe ich häufig:

Tools sind nur so stark wie die Menschen, die sie führen.

Wenn wir in eine Arbeitswelt mit KI gehen, brauchen wir andere Kompetenzen:

  • Reflexionsfähigkeit: Ich muss erkennen, was mir das Tool liefert und was fehlt.

  • Entscheidungskraft: Ich muss wählen, was ich übernehme und was ich selbst entwickeln will.

  • Verantwortung: Ich muss für Inhalte einstehen können, selbst wenn sie nicht vollständig von mir stammen.

Future Skills wie Metadenken, kritische Analyse und Kommunikation werden nicht weniger wichtig, sondern zentral.

Der Zyklus der KI-Integration: Vier Schlüsselbereiche, um KI nachhaltig und reflektiert in Organisationen zu verankern.

Und was heißt das für Organisationen?

Viele Unternehmen denken derzeit in Tools. Aber Tools ohne Denkkompetenz sind riskant.

Was gebraucht wird:

  • Begleitung: KI-Einführung muss pädagogisch gedacht werden.

  • Strukturen: Es braucht Räume für Reflexion, nicht nur für Anwendung.

  • Kulturarbeit: Wer führt, muss Fragen stellen dürfen – und Antworten verhandeln.

KI verändert nicht nur Prozesse. Sie verändert Denkweisen. Und das muss mitgedacht werden.

Was bleibt?

Technologie ist nicht das Problem. Unsere Haltung dazu ist es.

Zwischen Automatisierung und Anspruch, zwischen Tempo und Tiefe: Denken bleibt unsere wichtigste Ressource.

Nicht, um gegen KI zu kämpfen, sondern um mit ihr bewusst zu gestalten.

Und wer denkt, dass Prompts schon das Denken übernehmen, hat das Denken noch nicht verstanden.

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KI ist überall. Aber wer übernimmt die Führung?